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Review 1 bis 1 (von 1 insgesamt):
26.06.2014 | 13:11 Uhr
Hallo,

obwohl ich deine Geschichte nun schon eine ganze Weile unter Beobachtung habe, bin ich erst jetzt dazu gekommen, sie in Ruhe zu lesen. Ich finde es schade, dass du nach nunmehr drei Monaten zumindest auf FanFiktion.de noch immer kein öffentliches Review bekommen hast, doch kann ich leider nicht behaupten, dass mich das sonderlich überrascht.

Eine ernste, reich recherchierte Fan Fiktion mit OCs zu einem unbeschwerten Anime in der Kategorie „Sonstiges“ ist wahrscheinliche eine Kombination, die nicht allzu viel Aufmerksamkeit erregt.

Aber genug davon. Zu „bemängeln“ – und ich benutze dieses Wort im kleinkarierten Sinne – habe ich an deiner Geschichte nur zweierlei.

Da wäre zum einen das Fehlen von Absätzen. Das ist keine Katastrophe und der Text lässt sich dank zahlreicher Umbrüche immer noch recht flüssig lesen, doch ich denke, dass Absätze gerade bei einem Kapitel von 12000+ Wörtern Länge dem Auge enorm helfen würden. Und nicht nur, dass das Lesen selbst leichter wird, auch die inhaltliche Struktur wird dadurch deutlicher und der Wechsel zwischen Exposition und Handlung mit einer visuellen Hilfe verstärkt.

Doch ich glaube, da erzähle ich dir nichts Neues. In der Tat ist mir aufgefallen, dass bei deiner Geschichte auf FanFiction.net genau solche Absätze oder zumindest doch ein größerer Zeilenabstand nach einem Umbruch zu finden sind. Letztendlich ist es wohl einfach eine Sache der Formatierung.

Die zweite Kleinigkeit, die mir aufgefallen ist, ist dein vereinzelter Gebrauch von Umgangssprache im erklärenden Text. So wird zu Beginn z.B. davon gesprochen, dass die Hexen ihre Magie in eine Apparatur „reinstecken“ oder dass sie Sauerstoff aus dem Wasser ziehen, um nicht „abzusaufen“.

Ich weiß nicht, ob das stilistische Entscheidungen waren, denn zumindest im zweiten Beispiel könnte man sicherlich argumentieren, dass das Wort „absoff“, wenn ich es einmal richtig zitieren, die Jämmerlichkeit und die ständige Gefahr eines solchen Ablebens betont. Ganz stimmig fand ich diese Formulierungen im Vergleich zum Rest des Textes jedoch nicht.

Nun will ich mich hier aber nicht an zwei kleinen Wörtchen festbeißen und ich denke, die Tatsache, dass mir diese Winzigkeiten nur zu Beginn deiner Geschichte aufgefallen sind, zeigt deutlich, wie sehr ich zu einem etwas späteren Zeitpunkt bereits in die Handlung involviert war.


Soweit es die Aufgabe eines ersten Kapitels betrifft, hast du wie ich finde jedes Kriterium erfüllt. Du startest gleich mit einem gefährlichen Einsatz. Kein langes Warten auf Action, hier geht es umgehend zur Sache, mit viel Gewalt und jeder Menge Blut.

Das bedeutet natürlich auch, dass du die notwendigen Hintergrundinformation hier und dort einstreuen musst, und das machst du, wie ich finde, sehr geschickt. Die Übergänge von Handlung und Exposition sind eigentlich immer durch ein kleines Detail miteinander verknüpft, weshalb der Lesefluss nicht unterbrochen wird und die Erzählstruktur in sich stimmig wirkt.

An dieser Stelle also ein großes Bravo, denn bei der Menge an Recherche, die du offensichtlich betrieben hast (wenn vielleicht auch nicht allein für diese Fan Fiktion; das weiß ich nicht), kann ich mir denken, dass das Einwickeln dieser Informationen in die Handlung nicht immer ganz einfach gewesen ist.

Für mich als Leser gehst du an mancher Stelle sogar etwas zu sehr ins meist technische Detail. Dies ist aber ein rein subjektives Empfinden und ich würde dir auch nicht raten, etwas daran zu ändern. Bisher halten sich Handlung und Exposition nämlich gut die Waage und ich kann mir vorstellen, dass diese Liebe zum Detail dir besonders viel Spaß gemacht hat. Außerdem ist dies ein Aspekt, der deine Geschichte aus der Menge heraushebt.

Doch auch die Handlung enttäuscht nicht. Neben der bereits angesprochenen Action, die den Leser von Anfang an involviert, werden eine Reihe von Fragen aufgeworfen, die nach einer Antwort verlangen. Warum ist eine ausländische Besatzung auf der Lucretia? Wer ist das neunjährige Mädchen und was hatte sie an Bord verloren?

Und natürlich endet es mit einem Cliffhanger. Keinen gewaltigen zwar, aber doch einen, der zum Weiterlesen anregt.


Vor allem hat dieses erste Kapitel aber eines getan, nämlich die Atmosphäre gesetzt. Gerade dies ist ein ganz wichtiger Faktor, unterscheidet sich deine Geschichte atmosphärisch doch erheblich vom kurzweiligen, nicht sonderlich tiefgründigen Originalwerk. Hier aber werden Themen wie Gewalt, Krieg, Sex, Sexismus und Rassismus (gerade gegenüber den Hexen) und dergleichen mehr aufgeworfen oder zumindest doch gestreift.
Obschon eine Geschichte durch diese Themen weder automatisch erwachsener oder tiefgründiger wird, finde ich doch, dass die Art und Weise, wie diese Probleme hier dargestellt werden, erheblich dazu beitragen, deinem Werk Charakter zu geben und den Leser darauf einzustimmen, was womöglich noch alles folgen wird.

Zuletzt noch ein Wort zur Protagonistin Berta und ihrem inneren Kampf zwischen Mensch und Tier. Ich finde es wirklich toll, mit welcher Konsequenz du diese Thematik umsetzt. Du hast im vornherein gesagt, dass dieser Konflikt ein zentraler Aspekt deiner Geschichte ist und du belässt es nicht bei bloßen Andeutungen.
Zu sehen, wie Berta im „Kampf“ mit dem Funker ihre Menschlichkeit verliert, wie sie mit dem Leben eines Mannes spielt, noch dazu in Kombination mit dem leisen sexuellen Unterton, war … unangenehm.

Dies ist insofern erstaunlich, als dass Berta in diesem ersten Kapitel nicht übermäßig stark charakterisiert wird. Müsste ich sie mit einem Wort beschreiben, wäre es wohl „pflichtbewusst“.
Es stimmt, dass sie unter der Dusche ihre verletzliche, gar verängstigte Seite zeigt. Und vielleicht war da auf der Brücke ein Flackern pubertärer Verwirrung und menschlichen Mitgefühls. Doch dies unterstreicht im Grunde nur, dass sie trotz ihrer Kräfte noch immer ein junges Mädchen ist.

Davon abgesehen erfährt man jedoch kaum etwas über sie.

Dies ist kein Kritikpunkt. Im Gegenteil. Gerade nach diesem Einstieg wird es hoffentlich noch jede Menge Gelegenheiten geben, um Berta besser kennen zu lernen. Du hast sie im Einsatz gezeigt und angedeutet, wie sie mit jener Belastung umgeht.

Was ich aber verdeutlichen will und der Grund, weshalb ich sagte, dass ich deine Konsequenz bewundere, ist: Ganz sicher weiß man nur, sie hat ein gewaltiges Problem. Und dieses Problem bestimmt nicht nur vehement, was sie ist, sondern auch, wer sie ist.

Und eben das würde ich in einem zukünftigen Kapitel gerne herausfinden.


Liebe Grüße

Antwort von Azrael der Kater am 11.11.2014 | 18:39 Uhr
Guten Abend,
zu Allererst: Ich muss mich mächtig entschuldigen, dass ich die Antwort auf diese Rezension lange auf sich habe warten lassen, schlicht und ergreifend, weil ich es lange Zeit nicht realisiert habe, dass ich eine solche Rezension hier habe. Mein E-Mailprogramm muss die Mail aus irgendwelchen Gründen geschluckt haben.

Was die Rezension an sich angeht, so muss ich mich sehr bei dir bedanken. Ich dachte schon, dass sich hier niemand für das Konzept und die Idee hinter den Wölfinnen interessiert und ich muss gestehen, dass ich zeitweise die Hoffnung und Arbeit ein wenig aufgegeben habe. Danke.


So, zur Materie an sich.
Das Wort 'absaufen' habe ich eigentlich bewusst so gewählt.
Mit deiner Vermutung bezüglich 'absaufen', dass es die ständige Gefahr eines solchen Endes für die guten jungen Damen betont, hast du durchaus recht. Ich hatte kurzzeitig überlegt, ob ich das nicht mit 'jämmerlich' nicht noch verstärke, doch habe ich mich dagegen entschieden, da die Wucht auch schon allein mit 'absaufen' vermittelt wird.
'Reinstecken' begann sein Leben als Notlösung. Ich habe das Wort geschrieben, da ich weiter schreiben und mich nicht an einem Wort verbeißen wollte, doch leider habe ich es mit der Zeit vergessen und mein Beta-Leser hat es übersehen... ist eine lahme Ausrede, aber leider die Wahrheit.

Die Formatierung habe ich bewusst so gewählt, auch wenn es mit der Zeit ein wenig auf den Augen weh tut, da hast du vollkommen recht.


Was die aufgeworfenen Fragen angeht, so kann ich dich leider nur auf das nächste, sich in Arbeit befindliche Kapitel vertrösten. Dafür bitte ich um Verzihung.

Noch einmal danke für die Rezension.
Mit freundlichen Grüßen,
Azrael
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