Tutorium: Wie schaffe ich es, dass mein Hauptcharakter nicht zu perfekt wird?
Autor: Alrauna
Die Mary Sue (in der männlichen Version gerne auch als Gary Stue bezeichnet) ist laut Glossar von Fanfiktion.de ein Charakter mit einer flachen Persönlichkeit, bei der vor allem eines auffällt: Sie kann alles und jeder liebt sie. Das ist für eine Geschichte wirklich nicht schön, und deshalb sollte man versuchen, solche Figuren zu vermeiden. Doch wie stellt man das an?
- Gib deinem Charakter Schwächen
- Die größten Probleme von Mary Sues und nervigen Hauptcharakteren ist oft, dass sie alles können. Ohne Übung mit einer Waffe den Bösewicht mit einer Kugel erschießen? Läuft. Schlösser knacken? Kein Problem. In jedem Fach ohne zu lernen Bestleistungen? Natürlich. Einzeln kann das logisch und gut sein, aber alles auf einmal nimmt den Situationen die Spannung, da man ja weiß, dass der Hauptcharakter ja eh alles hinbekommt ohne mit der Wimper zu zucken. Das kann man verhindern, indem man sich klar überlegt, welche Dinge die Figur kann und welche sie nicht können soll und auch die Schwächen und Stärken genau herauszuarbeiten. Wenn dir keine Schwächen einfallen, denk an deine Schwächen, die deiner Freunde oder an fiktionale Charaktere.
- Balanciere Schwächen und Stärken aus
- Natürlich haben einige berühmte Charaktere ihren Charme darin, dass sie totale Loser sind, aber bei vielen ist es so, dass es ungefähr so viele Schwächen wie Stärken gibt und sich diese auch ergänzen. Denke aber auch dran, was für deine Figur logisch ist: Eine Diebin kann sehr gut Schlösser knacken und wird wahrscheinlich aus dem Stand einen Plan zum Einbruch in ein Haus ausarbeiten können, aber wahrscheinlich hadert es dann mit klassischer Schulbildung. Bei einem Wissenschaftler, der sehr intelligent ist, aber keinerlei soziale Kompetenz hat und sich deshalb nur in seinem Labor einigelt, oder Sherlock Holmes, der durch seinen überragenden Verstand so unausstehlich geworden ist, dass es nur wenige lange bei ihm aushalten. Man sollte aber auch darauf achten, dass die Schwächen nicht dem Charakter entsprechen. Jemand der gerne Sport treibt wird vermutlich nicht so schwach sein, dass er keine leere Kiste heben kann und jemand der gerne liest wird auch sicher zu einem gewissen Grad gebildet sein.
- Führe den Charakter in Situationen, die seine Schwächen zeigen
- Nun hat deine Figur auf dem Papier also einige Schwächen, schön und gut, aber es ist wichtig, dass der Leser diese auch in Situationen mitbekommt. Höhenangst? Die Klasse macht einen Ausflug auf den Fernsehturm. Unsportlich? Der Charakter muss vor einem Mörder weglaufen und kommt ziemlich ins Schwitzen. Angst vor Schafen? Der Schlüssel zum Verlies der Prinzessin befindet sich auf einer Schaffarm. Es gibt viele Wege, die Figuren etwas in die Bredouille zu bringen und ob sie selbst ohne Hilfe das herausfinden, ist ganz dir überlassen und vor allem die Überwindung einer Angst kann sehr viel zur Charakterentwicklung beitragen.
- Fazit
- Natürlich gibt es Geschichten, in denen Mary Sues Sinn machen. Als verhassten Rivalen in Teenie Geschichten oder als Parodie in humorvollen Stücken sind sie gut, aber sonst kann man mit Schwächen und Situationen, die diese herausfordern sicher stellen, das der Hauptcharakter nicht zu perfekt wird.